von ih 05.01.2017 09:41 Uhr

Biodiversität und Apfel: Europaregion fördert Forschung

Die Veränderung der Biodiversität und die gesundheitsfördernde Wirkung des Apfels stehen im Mittelpunkt zweier euregionaler Forschungsprojekte.

Foto: pixabay.com/moerschy/cc

Zwei interregionale Forschungsprojekte, an denen die Freie Universität Bozen, die Universität Innsbruck und das landwirtschaftliche Forschungszentrum San Michele beteiligt sind, werden aus dem Wissenschaftsfonds der Europaregion Tirol finanziert. Dies ist das Ergebnis der zweiten Ausschreibung, die vor einem Jahr veröffentlicht worden war und deren Ergebnis nun vorliegt.

Beide der ausgewählten Projekte sind auf drei Jahre ausgelegt. Das eine untersucht die veränderte Biodiversität anhand von Proben aus dem Gletschereis, das andere erforscht die positiven Wirkungen von Inhaltsstoffen des Apfels auf die Gesundheit. „Für die Entwicklung Süd-, Nord-, Ost- und Welschtirols sind Forschung und Innovation essentiell. Von den beiden geförderten Projekten erwarten wir uns wichtige Impulse für Wissenschaft und Forschung aber auch für die Zusammenarbeit der Forschungseinrichtungen in der Europaregion“, erklärt Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Zwei Projekte analysieren den Apfelanbau

Im Rahmen des Projekts “CALICE”, an dem der Biologe Stefan Zerbe von der Freien Universität Bozen beteiligt ist, werden die Veränderungen der Biodiversität durch die Untersuchung von Pollen und DNA-Molekülen aus dem Gletschereis des Adamello nachgewiesen. Dazu wird dem größten Flächengletscher des Staates unweit des Gardasees ein 40 Meter langer Eiskern entnommen. Die Kombination von Analysen des Blütenstaubs und DNA lässt erstmals einen Vergleich der vermuteten und tatsächlichen Veränderungen der Pflanzenvielfalt in den letzten 50 Jahren zu. Zur Bestätigung dieser Analysen werden die gewonnenen Daten mit historischen Biodiversitätserhebungen aus dem Umkreis von 100 Kilometern verglichen. Diese neue Methode soll auch Einschätzungen über die Veränderung der Biodiversität in abgelegenen Gebieten der Erde zulassen, die ebenfalls von Gletscherrückgang und Klimawandel betroffen sind wie beispielsweise der Kilimandscharo oder Tibet. Ebenso können die Ergebnisse im Rahmen von paläoökologischen Studien an See- und Torfablagerungen verwendet werden, um die Veränderungen der Biodiversität und deren Ursachen in der Vergangenheit einschätzen zu können.

Das Projekt “ExPoApple2”, an dem der Chemiker Stefano Benini von der Freien Universität Bozen mitarbeitet, legt die Aufmerksamkeit auf besondere organische Verbindungen, die im Apfel vorkommen. Es geht um die gesundheitsfördernde Wirkung des Apfels bei Übergewicht, Herzerkrankungen, Diabetes und Asthma, die seit einigen Jahren wissenschaftlich erwiesen ist. Im Rahmen des Euregio-Projekts werden nunmehr das Vorhandensein und die Zusammensetzung der so genannten Dihydrochalkonen erforscht, einer Untergruppe von einzigartigen und charakteristischen natürlichen Pflanzenbestandteilen. Dabei werden verschiedene Apfelsorten auf die Menge der Wirkstoffe in den verschiedenen Teilen der Frucht untersucht, von Schale bis hin zum Kern, ebenso ihre Eigenschaften in Lebensmitteln, Kosmetikprodukten und Medikamenten.

Der Wissenschaftsfonds der Europaregion wurde 2014 als ein Leuchtturmprojekt Gesamttirols ins Leben gerufen. Durch gemeinsame Forschungsvorhaben soll die Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Europaregion gefördert werden. Im Rahmen der ersten Ausschreibung wurden 1,6 Millionen Euro für sechs Projekte ausgeschüttet, mit der zweiten Ausschreibung sind nun zwei weitere Projekte mit insgesamt 775.000 Euro hinzugekommen.

Landeshauptleute wollen „Europaregion voranbringen“

„Mit den Fördergeldern wollen wir die Forschungsarbeit in der Europaregion voranbringen“, erklären der Welschtiroler Landeshauptmann Ugo Rossi, der derzeit den Vorsitz in der Europaregion innehat, Südtirols Landeshauptmann Kompatscher, sowie Nord- und Osttirols Landeshauptmann Günther Platter.

„Die Projekte beweisen, dass exzellente Forschung über die Landesgrenzen hinweg möglich ist“, zeigen sich die drei Tiroler Landeshauptleute überzeugt, „wir möchten die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Region ausbauen und hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen. Mit dem Wissenschaftsfonds haben wir ein konkretes Angebot entwickelt, das die Zusammenarbeit der Wissenschaftsstandorte der einzelnen Tiroler Landesteile zum Wohl der gesamten Europaregion stärkt“. Dass das Interesse für überregionale Forschung groß sei, würden die 38 Einreichungen der zweiten Ausschreibung zeigen.

Das gemeinsame Büro der Europaregion arbeitet mit dem Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF bereits an der nächsten Ausschreibung für Euregio-Forschungsprojekte, die in der zweiten Jahreshälfte 2017 veröffentlich werden wird. Als besonderen Service für die Forschenden wird es 2017 erstmals eigene Vorbereitungsworkshops für die Ausarbeitung der Förderanträge geben.

LPA

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